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Bahnhofsidylle Schwandorf, eine Richtigstellung


Dr. Gert von Rosen –von Hoewel

Jeder kennt die Probleme, die mit der Analyse zeitgenössischer Vorgänge verbunden sind. Wie viel schwieriger muss es dann sein, Ereignisse aus früheren Zeiten richtig zu interpretieren. So ist es nicht verwunderlich, dass in der Literatur so manche Missdeutung zu finden ist, die zudem von Verwertern dieser Sekundär­literatur weiter gereicht wird. Ein typisches Beispiel dafür ist das Foto von dem Bahnhof Schwandorf an einer der 1859 eröffneten Bahnlinien der bayerischen königlich privilegierten Ostbahnen.

Bild Bahnhof Schwandorf, nach 1900
Abb. 1: Bahnhof Schwandorf, nach 1900

Es ist wiederholt zu lesen, bei dem Rollmaterial im Vordergrund handle es sich um ehemalige Ostbahn Fahrzeuge. Vorsicht ist aber geboten, wenn man bedenkt, dass spätestens nach der Verstaatlichung auch Personenwagen auf anderen als den Stammlinien eingesetzt worden sind und zunehmend mehr Staatsbahnwagen auf den ehemaligen Ostbahn Linien Verwendung fanden.

Auf dem Bildausschnitt ist eine CIII zu erkennen, unzweifelhaft eine ehemalige Ostbahn Lok in der nach 1876 umgebauten Version. Dahinter warten einige nach 1900 gebaute KBE Nebenbahn Dreiachser auf ihren Vorspann. Die zwei Personenwagen links sollen hier etwas genauer betrachtet werden, wozu eine nachgestellte Aufnahme mit Modellen Hilfestellung geben soll. Bis auf die Modell Lok in der ursprünglichen BOB Ausführung entsprechen alle Modelle den Original­fahrzeugen.

Bild Bahnhof Schwandorf, im Modell nachgestellt
Abb. 2: Bahnhof Schwandorf, im Modell nachgestellt

Ein Blick auf die Fensteroberkanten und zum Dach der beiden Personenwagen macht deutliche Bauunterschiede erkennbar. Der hintere Wagen ist etwas niedriger und hat ein stärker gewölbtes Dach. Auch die Wände seines Wagenkastens reichen etwas weiter nach unten. Es ist ein typischer Ostbahnwagen. Weil die Klasse ist nicht deutlich auszumachen ist, wurde ein 3. Klasse Modell auf das Gleis platziert. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass der vordere Wagen kein Ostbahnfahrzeug sein kann. Es handelt sich vielmehr um einen echten Staatsbahnwagen 1./2. Klasse von 1876. Die zur Analyse herangezogenen Unterschiede mögen dem unbefangenen Betrachter gering erscheinen, müssen aber Berücksichtigung finden um zu einer fundierten Aussage gelangen zu können.