In den Jahren 2003/2004 hatte ich gerade meine ersten Zeichenkünste im Autosketch hinter mir. Nach einem Ausflug in die Spur-0-Welt wollte ich ganz privat für mich ein paar Wägelchen machen und zeichnete in 2 Sommerurlauben etwas bayrisches.
Es war dann nachher ein DIN-3-Film, wovon uns Länderbahnfreunden aus dem LBF von Tobias Frydman einiges bekannt sein dürfte. Unter anderem entsprangen daraus die beiden Steintransporter und der Colonialwarentransportwagen.
Als drittes Projekt hatte es mir der kleine Gaswagen von Rai-Mo angetan. Aus dem Wagenstandsverzeichnis konnte ich die Originalmaße entnehmen und einige besondere Konstruktionsmerkmale erkennen, die bei Rai-Mo damals vereinfacht umgesetzt worden waren.
Obwohl letztendlich vergleichsweise wenig Teile zu zeichnen waren, hat es mich damals einen ganzen Sommerurlaub und etliche Gläschen guten französischen Weines gekostet, bis für diesen Wagen alles unter Dach und Fach war. Vielleicht lag es auch an den Gläschen, dass nachher die angedeuteten Nieten der Längsträger als ätzteil etwas zu groß gerieten und erst nach einigem Anpassen in die U-Profile wollten. Man weiß es aber nicht so genau …
Auf jeden Fall musste ich meine verstaubten Mathe-Kenntnisse wieder etwas auffrischen, um die vielen Kreisbogen der Kesselauflagen zu zeichnen. Dann sollten dieses Auflagen auch faltbar in einer Ebene gezeichnet werden und so weiter. Besonders reizten mich die Befestigungsbänder um die Gaskessel herum. Die waren auf den Plänen so schön unterbrochen. Das ganze in HO umzusetzen, war eine Heidenarbeit.
Letztendlich war dann auf dem Film aber alles mit drauf. Der Wagen geriet anschließend etwas in Vergessenheit, weil das letzte LBF-Projekt im Jahr 2006 viel Zeit in Anspruch nahm. Hierfür wurden meine Steintransporter zeitaufwändig umkonstruiert und das Handmuster des Colonialwarentransportwagen sollte bis zum Lötworkshop fertig werden. Für alles mussten ja auch noch die Beschriftungen entworfen werden. Es war wirklich knapp. Wolfgang Uhl steuerte damals seinen genau so aufwändigen Teil (Fahrwerke der Steintransporter) ebenfalls bei, so dass wir beim Lötworkshop doch noch alles in trockenen Tüchern hatten.
Im Winter 2006/2007 fand ich endllich die Zeit und fertigte einen Gaswagen an. Der Unterbau ist offen, ähnlich dem Teerwagen von Bavaria. Nachdem die Profile gelötet und die Nietenbänder angepasst waren, kam die Bremsanlage zum Einbau. Da nur eine Achse gebremst ist, nahm ich von Bavaria die Bremseanlage eines der kleinen Personenwagen. Das kam dem Vorbild doch am nächsten, ohne extra etwas gießen lassen zu müssen.
Am Aufbau war dann die Bremserbühne interessant. Hier nahm ich kein fertiges Gußteil, sonder konstruierte die Bühne aus Draht und einen dünnen Messingband. Das Ergebnis ist sehr filigran.
Die Kessel drehte ich aus Plastik an der Drehbank in Einzelanfertigung. Aus Messing wollte ich es nicht machen, ich finde die Rai-Mo-Wagen mit den gegossenen Kesseln viel zu schwer. Die Kesselwände ätzen zu lassen, fand ich auch wenig sinnvoll, da ich dann die Abschlüsse der Röhre wieder als Gussteile hätte machen müssen. Da ich nur ein Modell für mich erstellen wollte, wollte ich das nicht. Es treibt die Kosten sonst ganz schön in die Höhe.
Für die allgemein üblichen Gusssachen griff ich auf das reichhaltige Programm von Bavaria zurück (Signalhalter etc). Für die Kesselarmatur hatte ich noch etwas von Weinert herumliegen, das sich zwischen den Kesseln ganz gut machte. Schwierig war die Beschriftung, die doch recht umfangreich geriet und viel Zeit zum Erstellen benötigte.
Beim Zusammenbau zeigten sich viele knifflige Stellen, da alles so klein und filigran ist.
Wenn ich das Modell jetzt in den Fingern halte, bin ich aber der Meinung, dass es trotz aller individueller Anpassungsarbeiten (was jetzt aber nicht nur an den Gläschen liegt, sondern einfach notwendig wurde) ganz gut gelungen ist.
Quellenachweis:
KBE Wagenstandsverzeichnis 31. März 1897